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Klangdokumentation | 
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Gitarren von Richard Jacob "Weißgerber" (1877-1960) | 
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Gespielt von Thomas Müller-Pering | 
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Aufgenommen vom 28.8. bis 3.9.2000 auf Schloß Goseck | 
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Werk | 
Gitarre | 
Inv.-Nr. | 
 
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Miguel Llobet (1878-1938) Fünf katalanische Volksweisen | 
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Canço del Lladre | 
Münchener Modell (1921/1944) | 
4764 | 
 
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Plany | 
Spanisches Modell (1923) | 
4768 | 
 
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3 | 
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El Testament d'Amelia | Modell Biedermeier (1919) | 
4755 | 
 
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4 | 
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El Mestre | Modell Rekord (1924/58) | 
4775 | 
 
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5 | 
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El noy de la mare | 
Baßgitarre in Wappenform (1948/54) | 
4777 | 
 
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Joaquín Rodrigo (1901-1999) | 
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6 | 
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Zarabanda Lejana à la vihuela de Luys Milan | 
Modell Vihuela (1933) | 
4758 | 
 
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7 | 
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En los trigales | 
Modell Doppeldecke (1923) | 
4773 | 
 
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8 | 
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Junto al Generalife | 
Modell Torres (1959) | 
4772 | 
 
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Manuel de Falla (1876-1946) | 
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9 | 
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Homenaje pour le tombeau de Debussy | Modell Torres (um 1930) | 
4765 | 
 
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Augustín Barrios Mangoré (1886-1944) | 
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10 | 
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Preludio en Do-menor | 
Münchner Modell (1921/44) | 
4764 | 
 
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11 | 
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Choros de saudade | 
Modell Strad (1950) | 
4774 | 
 
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12 | 
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Mazurka apasionada | 
Münchner Modell (1921/44) | 
4764 | 
 
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13 | 
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Sueño en la floresta | 
Modell Torres (1943) | 
4770 | 
 
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Astor Piazzolla (1921-1992) Cuatro estaciónes portenas | 
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14 | 
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Verano porteño | 
Modell Torres (1943) | 
4770 | 
 
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15 | 
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Otoño porteño | 
Modell Strad (1950) | 
4774 | 
 
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16 | 
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Invierno porteño | 
Modell Torres (1943) | 
4770 | 
 
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17 | 
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Primavera porteño | 
Modell Torres (um 1930) | 
4765 | 
 
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Francis Poulenc (1899-1963) | 
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Sarabande | 
Modell Torres (1959) | 
4772 | 
 
 
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Die Tonaufnahmen entstanden unter Verwendung eines einzigen Stereo-Kugelflächenmikrophones, das sich bei allen Instrumenten einheitlich 
frontal zwei Meter vor dem Interpreten befand. Die Aufnahmen wurden ohne klangliche Nachbearbeitung produziert. | 
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Auf sämtliche Gitarren wurden Saiten des amerikanischen Fabrikats D'Addario (J 45) mit hoher 
Spannung aufgezogen, da diese Marke klanglich und intonationsmäßig als absolut zuverlässig einzuschätzen ist. | 
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Auf jeweils individuelle und somit verschiedene Besaitungen wurde bewußt verzichtet, um die angestrebte 
vergleichende Gegenüberstellung der Instrumente im Sinne einer objektiven Auswertung weitgehend zu ermöglichen. | 
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Thomas Müller-Pering: Richard Jacob – ein Klangportrait mit Instrumenten und Werken 1920-1960 | 
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Meine eigenen ersten Begegnungen mit den Instrumenten von Richard Jacob, den legendären »Weißgerber-Gitarren«, hatte ich bereits in den frühen siebziger Jahren. Mein 
Lehrer Tadashi Sasaki spielte seinerzeit ausschließlich diese Instrumente, die mich schon damals in ihrer Klangfülle, Wärme, Tragfähigkeit und leichten Ansprache fasziniert hatten. Zwar habe ich auch 
später nie selbst eine »Weißgerber« besessen, die visionäre Klangvorstellung und die handwerkliche Genialität dieses Meisters hatten dennoch seither zu meinen Vorstellungen und Idealen von einer eher 
leichten Bauweise, dunklerem Timbre und, wie bei einem guten Violoncello, der Betonung der mittleren Register in hohem Maße beitragen können. | 
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Als ich nun viele Jahre später seitens des Musikinstrumenten-Museums Leipzig gebeten wurde, die vorliegende Dokumentation einiger der edelsten Gitarren aus der Sammlung 
zu übernehmen und hierzu vor allem geeignetes Repertoire auszuwählen, sah ich mich vor einer immens verantwortungsvollen Aufgabe! Einige grundsätzliche Überlegungen und Gesichtspunkte schienen mir 
bereits im Vorfeld von ganz entscheidender Bedeutung: Welche Musik würde auf den jeweiligen Gitarren am typischsten klingen, geeigneten Raum bieten, um die Charaktereigenschaften des betreffenden 
Instruments darstellen zu können? | 
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Ebenso wichtig: Welche Art von Gitarrenmusik hätte einen Individualisten vom Charisma eines Richard Jacob am ehesten zu inspirieren vermocht? Nach welchen 
historischen Vorlagen und wie authentisch hatte er seine »Vihuela«, Gitarren in Wappenform, seine Torres–Modelle und all die anderen Einzelstücke entworfen? Und nicht zuletzt: Für welche Künstler 
und bedeutenden Interpreten seiner Zeit hatte er Instrumente angefertigt, und von welchen klanglichen, spieltechnischen und ästhetischen Idealen ließ er sich in seiner Arbeitsbesessenheit 
leiten und hinreißen? | 
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Zahlreiche Fragen, auf die ich in meiner Rolle als Interpret am ehesten mit einer gezielten 
Programmauswahl reagieren wollte. Gleichzeitig musste ich in meiner Wahl den Umstand einkalkulieren, dass all diese schönen Museumsinstrumente mir nur 
während der unmittelbaren Aufnahmezeit auf Schloss Goseck zur Verfügung stehen würden – angesichts der teils recht ungewöhnlichen Mensuren, schlanken 
Griffbretter und der für Weißgerber leider recht typischen kantigen Halsprofile ein nicht zu unterschätzendes Handicap – nichtsdestoweniger aber wohl auch eine 
»Herausforderung der besonderen Art«. | 
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Nahezu sämtliche Kompositionen auf dieser CD entstanden zu Lebzeiten Richard Jacobs und mögen ihrerseits jenen politisch wie kulturell so bewegten Zeitraum in aller Vielfalt zum Ausdruck kommen lassen. So sollen insbesondere die Werke von Manuel 
de Falla (1920) und Francis Poulenc auf den zeitlichen Rahmen der wichtigsten Schaffensperiode des Markneukirchener Meisters hindeuten. Jacobs erste 
bedeutende Gitarren, von denen einige in der vorliegenden Aufnahme zu hören sind, stammen aus den zwanziger Jahren und die abschließende kurze, doch in 
ihrer archaischen Schlichtheit geradezu noble Sarabande von Francis Poulenc entstand in Weißgerbers letztem Lebensjahr, 1960. | 
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Neben Andrés Segovia war es vor allem der legendäre Solist, Pädagoge und vielseitig kreative 
Tárrega-Eleve Miguel Llobet gewesen, der durch seinen Besuch in Markneukirchen bei Richard Jacob nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Darüber hinaus ist 
zu vermuten, dass nicht zuletzt Llobets eigenes Instrument »La Leona« - die »Löwin« – bis zum heutigen Tag die berühmteste unter all jenen Fabelgitarren aus 
der Hand von Antonio Torres, gebaut 1856 in Sevilla - den ganz entscheidenden Impuls für die späteren Weißgerber-Gitarren in spanischer Bauweise ausgelöst 
hatte. | 
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Miguel Llobet selbst war neben Emilio Pujol sicherlich der begabteste unter den Komponisten in 
der Gitarrengeneration nach Francisco Tárrega – wie sein Lehrer und Vorbild ein absoluter Meister der kleinen Form, dessen harmonische Ausdrucksgabe gerade in 
den farbigen Arrangements jener katalonischen Volksweisen zur Geltung gelangte – Perlen der Gitarrenliteratur um die vorige Jahrhundertwende. | 
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Fast gleichzeitig lebte und wirkte der paraguayische Virtuose und vielseitige Komponist Augustín Barrios, der sich selbst den Beinamen Mangoré gab, um auf diese Weise seine indianische Abstammung und Inspirationsquellen unterstreichen 
zu können. Dessen ungeachtet verraten viele seiner Werke eher sein unvergleichliches Faible für Klavierromantik – nicht zuletzt zu Frédéric Chopin, 
dessen Sprache und Gestik er in unerreichter Manier auf die technischen und klanglichen Möglichkeiten der Gitarre übertrug und so zu einer neuen Dimension 
an Klanglichkeit und »latein-romantischem« Zauber gelangte. Viele seiner Werke und nicht zuletzt die von seinem Spiel erhaltenen Tondokumente verraten dabei 
Barrios' eigene Virtuosität und offensichtlich mühelose Weitgriffigkeit seiner linken Hand, die er kompromisslos in den Dienst seines melodisch-harmonischen 
Ausdrucks zu stellen wußte. | 
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Der in seinem Gesamtwerk für die Gitarre zweifellos unerreichte »Übervater« der modernen spanischen Gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts war Joaquín Rodrigo – spätestens 
seit der Uraufführung seines Concierto de Aranjuez im Jahre 1940, dem vielleicht erfolgreichsten und meistgespielten Instrumentalkonzert dieses Jahrhunderts. Trotz seiner Erblindung im Alter von drei Jahren infolge einer Diphtherie-Erkrankung und des nicht zu 
unterschätzenden Handicaps, zeitlebens nie die Hände eines Gitarristen im Spiel beobachten und die komplexen technischen Zusammenhänge unmittelbar 
nachvollziehen zu können – Rodrigo entwickelte wie kein zweiter Komponist neben ihm ein »sehendes Ohr« und eine magische Hand, sich und seine Klangwelt über 
dieses Instrument ausdrücken zu können, ja - es sogar einem großen Orchester überzeugend gegenüberzustellen! | 
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Kurioserweise war es die umsichtige Transkription eines Orchesterwerkes aus dem Jahre 1926, 
der Zarabanda Lejana (entfernte Sarabande) durch Emilio Pujol, welche Joaquín Rodrigo zu seinem ersten 
Gitarrenwerk verholfen hatte und ihn anschließend an dieses Instrument fesselte! 
Der Untertitel – für die Vihuela von Luys Milán - machte nahe liegend, dieses Stück auf der Weißgerber-»Vihuela« aus 
dem Jahre 1924 einzuspielen. Neben dem bekannten En los trigales habe ich mit Junto al Generalife (1957) ein 
seltener gespieltes Stück gewählt, das mit impressionistischen Farben ein Portrait jenes eindrucksvollen Sommerpalastes der Alhambra mit seinen filigran 
ausgeklügelten Wasserspielen zeichnet. | 
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Einen gebührenden Abschluss der Einspielung sollten meiner Vorstellung nach die kontrastreichen Tangos der Vier Jahreszeiten des Argentiniers Astor Piazzolla darstellen. Auch wenn sie erst einige 
Jahre nach dem Tode Richard Jacobs in offensichtlicher Anspielung auf Antonio Vivaldis Violinkonzerte entstanden und ursprünglich in der typischen
Tango Nuevo Quintettbesetzung mit Piazzolla selbst am Bandoneon erklangen – sie zählen mittlerweile zu seinen 
bekanntesten und meistarrangierten Werken überhaupt. Piazzolla hatte gerade in seinen späten Jahren die klassische Gitarre für sich entdeckt und einige 
exzellente Solo- und Kammermusikwerke für das Instrument verfasst. Doch gerade die vier Tangoimpressionen der Jahreszeiten finden in der kongenialen Adaption von Sergio Assad aus dem Jahre 1993 zu 
überraschend effektvollen, neuen Akzenten und Registern, die sowohl die Instrumente wie auch den Spieler vor reichlich »erfrischende« Aufgaben stellen! | 
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Weimar im Dezember 2000 | 
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Projekt des Studienganges Musikinstrumentenbau Markneukirchen, Westsächsische Hochschule Zwickau | 
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Produktion: Andreas Michel, Sebastian Pank | 
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Tonaufnahmen und Schnitt: Tobias Finke | 
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Wissenschaftliche Mitarbeit: Angela Waltner, Heidi von Rüden, Eberhard Meinel | 
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Dank an die Restaurierungswerkstatt am Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig: Volker Friedemann Seumel, Wieland Hecht | 
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CD Raumklang RK 2006 | 
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  Das Projekt wurde gefördert mit 
freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen gemeinsam mit der Sparkasse Vogtland | 
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