Gitarre
wohl Jacob August Otto, Jena 1797
ehemals Körnermuseum Dresden (Kriegsverlust 1945)
Gitarre, Jacob August Otto, Jena 1797, ehemals Körnermuseum Dresden Körnermuseum Dresden, Wohnzimmer, Aufnahme Möbius 1932  
Körnermuseum Dresden, Wohnzimmer mit Durchblick auf ein Nebenzimmer; über der Vitrine befand sich die Gitarre aus dem Besitz und Nachlass Christian Gottfried Körners; Aufnahme: Möbius 1934; Deutsche Fotothek Dresden, Neg. Nr. FD 52 0 58; Löffler 1936, S. 24
"Im Innern der Guitarre, welche 87 Centimeter lang ist und am breitesten Ende 27 Centimeter misst, befindet sich ausser dem Namen des Verfertigers auch die Jahreszahl ihrer Herstellung - 1797 - angegeben." (Roeder 1886, 434)
Aus dem Briefwechsel zwischen Friedrich Schiller und Christian Gottfried Körner aus dem Jahre 1797 geht hervor, dass Körner in diesem Jahr eine Gitarre von Jacob August Otto erwarb.
Briefwechsel zwischen Friedrich Schiller und Christian Gottfried Körner aus dem Jahre 1797
21. Januar 1797
Christian Gottfried Körner (Dresden)
an Friedrich Schiller (Jena)
"Noch eine Bitte an Dich von Minna. In Jena ist jetzt ein gewisser Instrumentenmacher Otto, der spanische Zithern oder Guitarren verfertigt und sich sonst in Gotha aufgehalten hat. Von diesem wünscht meine Frau bald eine Guitarre zu haben. Sei so gut, sie zu kaufen oder zu bestellen und laß sie vom Künstler einpacken und mit der Kutsche zur weiteren Beförderung an Kunze schicken. Melde mir sodann den Betrag."
7. Februar 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
"Den Instrumentenmacher Otto, von dem Du schreibst, haben wir lange nicht ausfindig machen können, weil man ihm nicht erlaubt hat, sich hier niederzulassen. Endlich ist er wieder hier angekommen und hat sich beim dermaligen Prorector Griesbach abermals um den Schutz der Universität gemeldet; bei dieser Gelegenheit habe ich ihn aufgefunden und die Guitarre bestellt. Unter zehn Thalern läßt er sie aber nicht; er sagt, daß er für diesen Preis 2 nach Dresden geliefert habe, ich glaube, an Naumann und an die Brühl. In 14 Tagen verspricht er sie zu liefern."
13. Februar 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
"Der Instrumentenmacher war auch hier und wollte von mir wißen, ob die Guitarre zu 5 oder zu 6 Saiten seyn soll: eher könne er sich nicht daran machen. Lass mich also aufs baldigste wißen, wie Du sie verlangst."
17. Februar 1797
Christian Gottfried Körner (Dresden)
an Friedrich Schiller (Jena)
"Otto soll eine Guitarre zu sechs Saiten machen. Laß ihn das Instrument einpacken. Das Geld schicke ich Dir oder zahle es nach Deiner Anweisung."
9. März 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
"Auf die Guitarre warte ich jeden Tag. Der Herr Otto scheint nicht der schnellste zu seyn."
10. März 1797
Christian Gottfried Körner (Dresden)
an Friedrich Schiller (Jena)
"Kommt denn die Guitarre nicht bald? Laß doch Otto erinnern."
7. April 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
"Der einfältige Mensch der Otto, hat mir Deine Guitarre nun auf heut Abend für gewiß versprochen, und dann könnte ich sie morgen absenden. Ich trau ihm aber noch nicht. Vielleicht kann ich Dir vor Absendung dieses Briefes noch etwas bestimmtes schreiben."
[P.S.] "Eben war der Instrumentenmacher wieder bei mir. Das Instrument soll ich noch zur rechten Zeit erhalten, um es morgen abgehen zu lassen. Er sagt, daß nur der Lack noch nicht ganz trocken sei, und er es darum erst morgen packen dürfe."
14. April 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Johann Friedrich Kunze (Jena)
"Sie erhalten hier durch den Fuhrmann Orlau von hier eine Guitarre für unsern Freund Körner in Dresden, welche ich sobald möglich an ihn zu spedieren und wohl zu recommendieren bitte."
17. April 1797
Christian Gottfried Körner (Dresden)
an Friedrich Schiller (Jena)
"Die Guitarre ist noch nicht da, aber ein Dichter - Schlegel - ist aus Jena angekommen."
21. April 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
[P.S.] "Die Guitarre wirst du nun hoffentlich haben."
28. April 1797
Christian Gottfried Körner (Dresden)
an Friedrich Schiller (Jena)
"Die Guitarre ist da, und hat einen schönen Ton. Laß aber doch den Verfertiger wissen, daß er sich künftig beym Einpacken besser vorsehen soll. Der Kasten war nicht hoch genug, und der Steg an dem die Saiten befestigt sind war losgebrochen, als das Instrument ankam. Im Deckel des Kastens war zwar an der Stelle des Stegs eine Vertiefung ausgemeiselt, aber weil nicht Platz genug war um Werg dazwischen zu packen, so war der Steg durch die Bewegung abgestoßen worden. Der Schade war indessen leicht zu heilen, weil der Steg auf  die deutlich angegebene Stelle nur wieder angeleimt zu werden brauchte. Noch wünschte ich von Otto'n einen ganzen Bezug Saiten zu haben, die man hier zum Theil gar nicht, zum Theil nicht so gut bekommen kann."
1. Mai 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
"Ich freue mich zu hören, daß die Guitarre endlich angekommen ist. Deinen Auftrag an Otto wird meine Frau gleich besorgen."
3. Juni 1797
Friedrich Schiller (Jena)
an Christian Gottfried Körner (Dresden)
"Die Einlage sei so gut an Humboldts zu besorgen. Sie werden Dir von meiner Seite einen Louisdor bezahlen, der Dir, nach Abzug der Guitarre, für Deine Recension des Wilhelm Meister noch gehört."
18. Mai 1798
Christian Gottfried Körner (Dresden)
an Friedrich Schiller (Jena)
"Minna möchte gern einen ganzen Bezug von Saiten für die Guitarre haben. Du besorgst mir wohl einen von Herrn Otto?"
Körner bezahlte über Schiller an Otto für die Gitarre den Preis von 12 1/2 Reichstalern, bzw. 2 1/2 Louisdors (vgl. SNA 29, S. 411).
Goethes "Mignon" in der Vertonung durch Christian Gottfried Körner (1795)
Körner erlernte spätestens 1794 das Gitarrenspiel. Anfang 1795 vertonte er Goethes Romanze "Mignon" mit alternativer Klavier- und Gitarrebegleitung.
Literatur
Goedeke, Karl (Hrsg.): Schillers Briefwechsel mit Körner. Von 1784 bis zum Tode Schillers. Leipzig: Verlag von Veit & Comp. 1874; SNA Band 8, Seite 129; Roeder 1886, 434f.; Lütgendorff 1922, II, 363; Päffgen 1988, 125; Fritz Löffler: Das Körnerhaus in Dresden. In: Geschichtliche Wanderfahrten. Nr. 47. Dresden 1936, S. 1-66; Heinz Klemm: Körners Laute verbrannte in Dresden. In: Tägliche Rundschau IX (1953) Nr. 200, S. 4; Ernst Roeder: Zwei historische Instrumente. In: ZfI VI (1886), 432-436; Andreas Michel: Eine Gitarre für das Körnerhaus. In: Potz Blitz IV/3, Dresden 2008, S. 14f.; Andreas Michel & Ulrike Müller-Harang: "Die Guitarre ist da, und sie hat einen schönen Ton." Die Gitarre im klassischen Weimar. In: Kulturjournal Mittelthüringen V (5/2008), S. 32
Winfried Werner / Andreas Michel
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