Barockgitarren in Weimar |
Andreas Michel |
Zum Instrumentarium des Weimarer Hofes gehörte spätestens seit dem frühen 18. Jahrhundert eine Vielzahl von Zupfinstrumenten,
darunter neben Lauten, Theorben, Pandoren und Zistern auch vier
Gitarren. Von diesen blieb die berühmteste, ein Instrument aus der Werkstatt von Joachim Tielke in Hamburg, bis zur
Gegenwart erhalten. Im Nachlassverzeichnis des 1707 verstorbenen Herzogs Johann Ernst wird u.a. "Eine Kitarre, gantz
mit Elffenbein in Hamburg von Joachim Dielcken geferttiget in Futeral" aufgeführt [Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Fürstenhaus A 628-b, Bl. 100r]. |
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Gitarre
Joachim Tielke
Hamburg 1684
Weimar, Klassik-Stiftung
Inv.-Nr. KMo/00011 |
Signaturen
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Zettel auf dem Boden im Korpusinneren:
Gravur auf dem Boden am Oberklotz:
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Der Nachlass wurde im März 1709 an fünfzehn angesetzten Terminen unter den drei Kindern Ernst August, Johann Ernst und
Johanna Charlotta verlost. Während Schmuck, Bücher, Porzellan und Kunstsachen unter allen dreien verlost wurden, gingen
u.a. neben Waffen, Rüstungen, Schlitten und Kutschen auch sämtliche Musikinstrumente ausschließlich an die zwei Prinzen,
Johanna Charlotta erhielt nicht einmal einen Triangel. |
Im Nachlassverzeichnis des verstorbenen Herzogs sind neben der Tielke-Gitarre noch drei weitere aufgeführt, eine
"woran der Halß mit Perl Mutter ein geleget in einen Futeral" und noch zwei "Kitarren im Futeral". Insgesamt existierten
am Hof also vier Gitarren, außerdem auch noch mehrere Lauten, eine "Diorbe", ein "Pandorgen", ein "Zittrinchen" und noch
vieles mehr. Ernst August bekam nach der Verlosung "eine Citarre im Futral", Johann Ernst erwarb ebenfalls "eine
Citarre im Futral" sowie "eine kleine Citarre".
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Aus den archivalischen Quellen, vor allem den Ausgabebüchern der beiden
Prinzen Carl August und Constantin [Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, A 1442], geht weiterhin hervor, dass in den siebziger und achtziger Jahren immer wieder Reparaturen an Gitarren ausgeführt wurden. |
Anna Amalias musikalisch sehr begabter zweiter Sohn, Constantin, besaß neben anderen Instrumenten eine „Citarre“, die, wie eine Reparaturrechnung vom
23. Februar 1778 belegt, „an unterschiedlichen Orten“ geleimt werden musste.[Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, A 1420, Beleg 102]. Das Instrument verblieb nach dem Eintritt Constantins ins Militär in Familienbesitz in Weimar.
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Johann Wilhelm Eylenstein (1728-1792), als fürstlicher Hofinstrumentenmacher unter anderem für Instrumentenreparaturen zuständig, stellte 1784 eine Rechnung: "An einer
Cittarre welche dreymahl an unterschiedenen Orten Schaden gelitten, wieder in Stand gesezt, einen neuen Sattel von Bein,
etliche gesponnene und Darm Sayden darauf gemacht. 1.12.- rthlr Weimar, den 23ten xbr 1784 Joh. Wilh. Eylenstein"[Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, A 957]. |
Literatur |
Andreas Michel: Thüringisch-sächsischer Gitarrenbau im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. In: Conny Restle & Christopher Li (Hrsg.): Faszination Gitarre. Berlin 2010, S. 34-59 |
Inhalt |
Thüringisch-sächsische Gitarren |
Bibliographie |
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2011 |