Melophonzither
Andreas Michel
Mélophone, Leipzig Nr. 332 Mélophone
A. Brown
Paris, Mitte 19. Jahrhundert
Sign.: "P[ièce] No. 158"
Leipzig, Musikinstrumenten-Museum der Universität, Inv.-Nr. 332

Lit.: Kinsky 1910, 348 (Abb.), 352f., 356, 414
In ihrer Ausgabe vom 1. September 1888 berichtete die Zeitschrift für Instrumentenbau über eine Kompilation zweier Instrumente: Zither und Melophon. Das Mélophone, eine Art tragbares Harmonium in Gitarrenform, bei der auf dem Griffbrett Knöpfe angebracht sind, wurde 1837 von dem Pariser Uhrmacher Leclerc erfunden (vgl. Inv.-Nr. 332; Kinsky 1910, 348, 352f., 356, 414). Es stellt an sich schon eine Kompilation dar, da es die Ergologie des Balginstruments mit der Spielhaltung der Gitarre zu verbinden sucht. Das Griffbrett des Leclerc'schen Mélophones ging nun in die neue Zithervariante ein.

Als Melophon bezeichnete man im 19. Jahrhundert auch synonym die Concertina, das damals neue und gefeierte Balginstrument. In einem "Conzert zum Besten des Orchester-Pensionsfonds von Clara Schumann", das 1841 im Gewandhaus stattfand, wurde ein "Duo concertante für Melophon und Violoncello" aufgeführt (vgl. Dörffel 1884, 214 und die Rezension des Konzertes in: Leipziger Zeitung 1841, Nr. 81, S. 1149).

Eine schlichte, wahrscheinlich aus der Produktion des Wiener Fabrikanten Lutz stammende Melophon-Zither, konnte das Leipziger Museum 1981 erwerben (Inv.-Nr. 4722). Die Zither, die wie beschrieben auch ohne die Melophon-Untersetzung spielbar ist, basiert auf einem Standardmodell, wie es im österreichischen Zitherbau vor 1900 anzutreffen ist.
"Melophon-Zither. Der Musikinstrumenten-Fabrikant J. Lutz in Wien hat ein neues Instrument, Melophon-Zither, auf den Markt gebracht, das die Möglichkeit gewährt, gleichzeitig ein Zungen- und ein Saiteninstrument zu spielen. Ohne besondere Vorkenntnisse kann jeder Zitherspieler auf diesem, aus Melophon und Zither bestehenden Instrument seine Weisen vortragen.
Das Melophon ist, wie die »III. Wien. Gewerbe-Ztg.« schreibt, eine Art Harmonium von kleinerem Umfange und tischförmiger Gestalt, mit Fußtritten für den Betrieb des Blasebalges. Statt einer Klaviatur hat das Melophon ein Griffbrett mit einer fünffachen Reihe kleiner Knöpfe, die genauso angeordnet sind wie die Bünde bei der Zither und auch gerade so gegriffen werden. Beim Niederdrücken eines solchen Knöpfchens öffnet sich eine Klappe, wodurch die betreffende Zunge zum Ertönen gebracht wird. Auf dieses Instrument nun legt man eine gewöhnliche Zither und spielt auf derselben mit der rechten Hand in üblicher Weise die Begleitung der Melodie. Mit der linken Hand wird auf dem Griffbrette des Melophons die Melodie so gespielt, wie man dies gewöhnlich auf dem Griffbrette der Zither macht. Durch die Vereinigung dieser beiden Instrumente lassen sich hübsche, harmonische Wirkungen erzielen. Selbstverständlich kann die Zither auch ohne Mitwirkung des Melophons in der altüblichen Weise gespielt werden, wobei das Melophon als Zithertisch seine Dienste leistet."
Zeitschrift für Instrumentenbau VIII (1888), Nr. 34 vom 1.9.1888, S. 438
Inhalt  |  Zithern - Übersicht  |  Bibliographie  |  4722
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2011