Zithern: Formarten |
Andreas Michel |
Aus entwicklungslogischer Sicht bestehen hauptsächlich zwei
Möglichkeiten, das Scheitholtkorpus höheren musikalischen Anforderungen
anzupassen: 1. eine Analogiebildung zum Korpus von Gitarren oder Zistern
und 2. eine Anlehnung an das Gestaltungsprinzip von querbesaiteten
Tasteninstrumenten (Spinett, Clavichord), bei der die Korpusausbuchtung
auf die dem Spieler abgewandte Seite verlagert wird. Für den
erstgenannten Typ hat sich die Bezeichnung "Mittenwalder" Form, für den
letzteren "Salzburger" (auch "Halleiner" oder "Pinzgauer") Form
eingebürgert. |
|
|
|
|
Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert |
|
|
Über die genetische Verwandtschaft der Mittenwalder Zitherform mit
den historischen Halschordophonen fehlen bislang schlüssige Quellen.
Hypothetisch darf aber eine Adaption angenommen werden. In der Sammlung
des Leipziger Musikinstrumenten-Museums befinden sich drei Zithern aus
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Inv.-Nr. 435, 442, 443), die
sehr ausgeprägt mögliche Verwandtschaften zeigen. Alle drei Instrumente
besitzen einen symmetrischen Korpusumriß, der bei Inv.-Nr. 435
zisternförmig, bei Nr. 443 gitarrenförmig und bei Nr. 442
lyragitarrenförmig ausgearbeitet ist. Mit der Gitarre haben sie auch den
vorderständige Knüpfsteg - man beachte den für die beiden Instrumente
von Franz Kren typischen Riegelschweif - und das korpusmittige Schalloch
gemeinsam. |
Gegenüber dem Zithertyp mit ausgebauchtem symmetrischem Korpus hat
sich letztendlich in mehreren Schritten der asymmetrische ("Salzburger")
Formtyp durchgesetzt, wobei zunächst dessen Herkunft vom Scheitholt
durch den relativ unorganischen Anbau sogenannter "Oktävchen" kaum
verborgen bleibt. Die Schlagzithern der Salzburger Form mit einer
helmartigen Volute lösen dieses Konstruktionsproblem. Neben der
intuitiven Proportionierung des Korpus lassen sich Einflüsse des
kunsthandwerklichen Instrumentenbaus feststellen. Die dargestellten
Korpusumrisse zeigen typische Gestaltungsvarianten in der Entwicklung
des Salzburger Zithertyps. |
Inhalt
│
Zithern Übersicht
│
Bibliographie |
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 1998 |