Arion-Zither |
Andreas Michel |
Die Arion-Zither stellt einen 1880 entwickelten Zithertyp dar, der in seiner Formgebung auf die Mittenwalder Zither zurückgreift. Der Rückgriff
auf die beidseitige Korpusauswölbung bewirkt allerdings auch eine - durch die Salzburger Form längst
überwundene - Spielerschwernis. Im ersten Jahrgang der Zeitschrift für Instrumentenbau 1881 kann man über
das neu entwickelte Modell lesen: "Zur Frage der Erfindung der »Arion-Zither« macht Curt Schulz, der
bestens accreditirte Zither-Meister von London unterm 15. Januar d.J. im Londoner Journal bekannt, dass er
seiner Zeit den ihm als intelligenten und strebsamen Instrumenten-Fabrikanten bekannten Herrn Schunda
veranlasst habe nach den Gesichtspunkten, welche Herr Curt Schulz in seinem Aufsatz: »Die Zither der
Zukunft« (in No. 12 des Centralblattes deutscher Zithervereine 1879) entwickelte, ein Instrument zu bauen.
Nach etwa sechs Monaten sei ein Instrument eingetroffen, welches seiner Form wegen mit dem Namen Arion-Zither
getauft worden sei." |
In einer Anmerkung dazu heisst es: "Die vermeintliche Verbesserung des Tones der Zither durch den Bau eines grösseren
Resonanzkörpers ist nichts Neues und hat sich, nebenbei erwähnt, nicht bewährt, da eine solche Vergrösserung
der Zither ihrer Tragkraft eher schadet als nützt. Das Neue bei der Arion-Zither ist der Steg, welcher die
Vibration unmittelbar auf den Resonanzkasten überträgt." (Zeitschrift für Instrumentenbau, Nr. 10 vom
15.02.1881, S. 132) |
"Zither mit nur an den Rändern befestigtem
Resonanzboden ... Statt der bisher gebräuchlichen, längs des
Griffblattes unter demselben befindlichen und mit dem Resonanzboden
seiner ganzen Länge nach oder doch theilweise verbundenen Brücke
zwischen der rechten Querleiste und dem Saitenstege ist eine frei
schwebende und vom Resonanzboden unabhängige Brücke angebracht, welche
zugleich als Basssteg für die tieferen Töne des Griffblattes dient. Der
Zitherdeckel wird hierbei nur mit zwei schrägen Spreizen versehen,
welche, in die Umfassungswände und in die Brücke eingepasst, im Verein
mit diesen Theilen seine Stütze bilden. Der Resonanzboden dagegen ist
nur an den Umfassungswänden befestigt.
Patent-Anspruch: An einem Zitherkörper ist die freistehende Brücke, die
vom Resonanzboden völlig unabhängig ist und in die Befestigung des
letzteren nur an den Umfassungswänden, durch welche Einrichtung eine
möglichst freie Schwingung des ganzen Resonanzbodens erzielt werden
soll." |
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In der Leipziger Sammlung befindet sich eine derartige Arion-Zither von Franz Xaver Kerschensteiner (1839-1915), einem
ausgezeichneten Instrumentenbauer aus Regensburg (Inv.-Nr. 3963).
Das Instrument fällt durch einen Resonanzboden mit einer vom Flügelbau angeregten Bebalkung auf.
Für diese Art der Bodenbefestigung bei einer Zither erhielt Franz Xaver
Kerschensteiner am 28.3.1883 ein Patent (D.R.P. 24075). |
Zeitschrift für Instrumentenbau IV (1883), S. 22 |
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D.R.P. vom 28.3.1883 "Zither mit nur an den
Rändern befestigtem Resonanzboden" |
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Obwohl sich die Arion-Zither, die oft mit Baronstange als "Arion-Harfen-Zither" gebaut wurde, nicht der Konkurrenz der Zithern vom
Salzburger Typ erwehren konnte, wurde sie über einen längeren Zeitraum hinweg gebaut. Die vogtländischenMarkneukirchener Angebotskataloge führen sie mehr als ein halbes Jahrhundert bis in die
vierziger Jahre. |
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Julius Heinrich Zimmermann: Musikinstrumente. Leipzig, Querstraße 26 und 28, Fabrik: Sedanstraße 17; Angebotskatalog Nr. 1, o.J. (um 1908), S.
80: "Konzert-Arion-Zithern" |
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Preisliste der Musik-Instrumenten- und Saiten-Fabrik Eduard Heidegger / Linz a. D. / Austria. Linz 1909,
S. 10:
"Konzert-Arion-Zither" |
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Preisliste über Zithern sowie Bestandtheile und Saiten von Oskar Hammig / Markneukirchen i.S. /
Erlbacherstrasse No. 287K., Markneukirchen um 1900, S. 12:
"Arion-Harfen-Zithern" |
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Preisliste Nr. 5 der Handelsfirma C. A. Wunderlich, Siebenbrunn (Vogtland), um 1928, S. 43:
"Arion-Zithern" |
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Katalog Meinel & Herold Nr. XXXV (um 1940), S. 63:
"Arion-Konzert-Zither, 36saitig" |
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Katalog der Firma Ernst Hess Nachf., Klingenthal, Sa., um
1940; S. 51:
"Arion-Harfen-Zither, 38saitig" |
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Preisliste über Zithern sowie Bestandtheile und Saiten von Oskar Hammig / Markneukirchen i.S. /
Erlbacherstrasse No. 287K., Markneukirchen um 1900, S. 12:
"Arion-Zithern" |
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Angebotskatalog Nr. 70 der Handelsfirma Gebrüder Schuster,
Markneukirchen, o.J. (um 1925); S. 123:
"Salon-Harfen-Zithern. 38saitig." |
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Katalog Meinel & Herold Nr. XXXV (um 1940), S. 64:
"Arion-Harfen-Zither, 38saitig" |
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Preisliste Schuster jun. 1891, S. 22:
"Arion-Harfen-Zithern, 38saitig, mit Mechanik" (ohne Abb.) |
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Inhalt | Zithern Übersicht
| Bibliographie | 3963 |
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2001 |