Zister: Quellen zur Harzzither
Lutz Wille/Andreas Michel
Datierung   Quellen und Nachweise
1640   Wernigerode 1640: Beschwerdebrief der wernigerödischen Stadtmusikanten an Graf Heinrich Ernst, es würden "statt ihrer auf dem Lande Schäfer und Zimmerleute mit Pfeifen, Zithern und Geigen zu Festen und Tänzen gefordert".
Nach: Kiehl, E.: Volksmusik im Harz und im Harzvorland, Wernigerode 1981, 12; vgl. Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde XXIV (1891), 351; Kiehl 1987, 19
1696 Deckelhumpen (Oberharzer Bergkanne), Gelbgrünes Glas mit Emaillemalerei, Böhmen/Fichtelgebirge (?), 1696 Deckelhumpen (Oberharzer Bergkanne), Gelbgrünes Glas mit Emaillemalerei, Böhmen/Fichtelgebirge (?), 1696, H: 24,5 (mit Deckel: 31,2 cm), D: 13,5 cm (mit Deckel 14,2 cm), Clausthal-Zellerfeld, Oberharzer Bergwerksmuseum, Inv.-Nr. 204; drei Bergsänger mit Zistern (Theorbenzistern?)

Lit.: Slotta/Bartels 1990, 395f.; Nr. 165; Wille/Duve 2000, Frontispiz
1717   Christoph Albert Sinn: Temperatura Practica; Wernigerode 1717, Vorrede von Caspar Calvoer, fol. f r.: "Es singet demnach der Mensch / wenn es sich irgends schicken will / wo er gehet und stehet / kan er sonst nichts / so pfeiffet und flötet er / der Junge spielet auf der Maultrumpe / der Fuhrmann klapfet mit der Peitsche / der Leiermann leiret auf der Leire / der Bauer bläset auf den Blate / der Viehirte / wenn er sonst nichts hat / auf der Strohpfeiffe : Und damit es ja an der Music nicht fehle / so erdencket sich der Mensch hunderterley Instrumente, Geigen / Lauten / Harffen / Pfeiffen / Paucken / Posaunen / Trompeten / Clavicymbeln / Orgeln sampt Hackebretern / Cittern / Pflock-Pfeiffen und was des Krames mehr ist."

Lit.: Behrens, M.: Bemerkungen zum historischen Ort der "Temperatura practica" und zur Biographie von Christoph Albert Sinn. (= Nachwort zur Faksimile-Ausgabe Michaelstein 1988)
1785   Christoph Wilhelm Jakob Gatterer: Anleitung den Harz und andere Bergwrke mit Nutzen zu bereisen, IV. Teil, Göttingen 1785, S. 109: "Die meisten gemeinen Harzer sind grosse Liebhaber der Musik; die meisten spielen auf der Zitter und singen dazu allerley Lieder, zum Theil in ihrer eigenen Mundart, zum Theil auch schon einige Lieder unserer neuen und beßten Volksdichter."
1824   Heinrich Heine: Die Harzreise. 1824. In: Reisebilder. Erster Theil. Hamburg: Hoffmann und Campe 1826, S. 151: "Die meisten Berg-Arbeiter wohnen in Clausthal und in dem damit verbundenen Bergstaedtchen Zellerfeld. Ich besuchte mehrere dieser wackern Leute, betrachtete ihre kleine haeusliche Einrichtung, hoerte einige ihrer Lieder, die sie mit der Zitter, ihrem Lieblings-Instumente, gar huebsch begleiten, ließ mir alte Bergmaehrchen von ihnen erzaehlen, und auch die Gebete hersagen, die sie in Gemeinschaft zu halten pflegen, ehe sie in den dunkeln Schacht hinunter steigen, und manches gute Gebet habe ich mit gebetet."
1838   Gustav Schilling: Encyklopädie der gesamten musikalischen Wissenschaften oder Univesal-Lexicon der Tonkunst, 6. Band, Stuttgart 1838, S. 911f.: "Zither, ital. cithara, eines der ältesten Saiten-Instrumente, dessen die Griechen und Römer sich schon bedienten, und von welchem auch sogar im alten Testament Erwähnung geschieht. Die Zeit mag allerdings in der Form der Veränderungen mancherlei hervorgebracht haben; nur in Spanien, und vorzugsweise bei unseren Bergknappen wird es heutigen Tages noch angetroffen. Der Körper, so wie dessen Boden und die Resonanzdecke mit ihrer runden Schallöffnung, sind flach; der Hals beinahe von gleicher Länge, auf dem Griffbrette mehrere Bünde von Messing. Die gewöhnlichste Art ist sechs-chörig; die Drathsaiten, welche mit einem Federkiele geschnellt werden, sind in die Töne g, d, h, g, d', und e' gestimmt. Ein Gastwirth aus Wien, Namens Petzmeier, soll es darauf bis zur Virtuosität gebracht, und 1834 sogar Kunstreisen in das Ausland gemacht haben. Ein Surrogat dieses veralteten Instruments ist in neuerer Zeit die allbeliebte Guitarre geworden. -
Ehedem hatte man Zithern von verschiedener Größe. Wenn es oben heißt, die gewöhnlichste Art sey sechschörig, so ist dies so gut zu verstehen, daß die Zithern wenigstens mit 6 verschieden gestimmten Saiten bezogen sind, der eigentliche Chor der Saiten ist gewöhnlich nur ein gedoppelter, d.h. es liegen immer zwei gleichgestimmte Saiten neben einander, besonders bei den hohen Saiten. Dem Bergmanne auf dem Harze ist die Zither ein fast unentbehrliches Gut. Steigt er Abends aus dem Schacht, und hat nach 12stündiger gefahrvoller Arbeit seinen müden Körper erquickt mit Speis' und Trank, so greift er zur Zither und spielt sich ein lustig Lied, in denen er nicht die Qualen, sondern nur die Freuden seines Lebens besingt. Im übrigen Deutschland ist das Instrument allerdings schon seltener."
1841   Friedrich August Eupel: Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Sondershausen 1841: "Überall ört man Gesang erschallen, in den Häusern oft von der Zitter begleitet." (zit. nach: Vollbrecht 1972, 9)
1857   C. W. Spieker: Der Harz, seine Ruinen und Sagen, Berlin 1857: "Bei meiner ersten Harzreise habe ich mir vie mit den Bergleuten zu thun gemacht. Merkwürdig war mir bei ihnen ein hervorstechender Hang zu Gesang und Saitenspiel. In den meisten Hütten der Bergleute fand ich eine Zitter, ein Hackbrett oder eine Geige. Man sah ihnen die innere Freudigkeit an, wenn sie ihre alten heimischen Lieder sangen." (zit. nach: Vollbrecht 1972, 24)
1863   Anonym: Der Kurort St. Andreasberg, St. Andreasberg 1863: "Das Hauptinstrument, namentlich der jungen Bergleut war ehemals die Zither, welche heute zum Theil der Guitarre und dem Accordion (Zieheblasebalg) hat weichen müssen." (zit. nach: Vollbrecht 1972, 10)
1891   J. Christ (= Paul Rudigier): Darstellung der Zither in ihrem Wesen und ihrer Geschichte mit Portraits einer Anzahl Förderer und Verbreiter des Instrumentes, biographischen Notizen etc., Trier o.J. [1891], S. 11: "Die sogenannte »Harzer Bergzither« scheint die Urahne des heutigen Zithergeschlechtes zu sein. Sie hat völlig die Form der Mandoline, also der berühmten Laute des Mittelalters, aber schon eine freischwebende Saite neben vier Griffbrett-Chören. Das Griffbrett ist chromatisch eingetheilt und zählt 12 Bünde."
1935   Hauptkatalog L 9 der Sächsischen Musikinstrumenten-Manufaktur und Handlung Schuster & Co. Markneukirchen i. Sa. Markneukichen o.J. (um 1935); S. 21: "Harzzither", Stimmung in C, neunsaitig, Hals nur diskantseitig, Flankensteckwirbel

Katalog Schuster 1935

Im Katalog L 8, der ein oder zwei Jahre älter ist, wird das Instrument als "Thüringer Waldzither" bezeichnet.
 
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