Karl August Jacob
Angela Waltner
Karl August Jacob, Gitarre, Markneukirchen vor 1918, Inv.-Nr. 4934 Karl August Jacob (1846–1918) ist nach einer Reihe von Baßmachern der erste Gitarrenbauer in der Tradition der Familie Jacob. Er erlernte den Beruf bei dem Gitarrenbaumeister Johann Friedrich August Paulus (1806–1870), der sein Wissen in Wien bei Johann Anton Stauffer erwarb. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten etliche Markneukirchener Gitarrenbauer während ihrer Wander- und Gesellenjahre in Wien, z.B. auch der 1833 nach Amerika ausgewanderte Christian Friedrich Martin.
Auch Karl August Jacob war während seiner gesamten Schaffenszeit von Verlegern abhängig. Offenbar gehörte er jedoch zu den Instrumentenbauern, die qualitativ hochwertige Instrumente herstellten. Die Gitarre Inv.-Nr. 4936 ist aufwendig und sehr sorgfältig gearbeitet. Möglicherweise stammt das verwendete Perlmutt von Zulieferern aus dem böhmischen Nachbarort Schönbach (heute Luby).
Karl August Jacob, Gitarre, Markneukirchen vor 1918, Inv.-Nr. 4934
Karl August Jacob gründete 1872 eine eigene Werkstatt. Die meisten der vogtländischen Handwerker schlossen in dieser Zeit selbständig keine Kundengeschäfte ab. Sie unterhielten langandauernde und feste Lieferbeziehungen zu Verlegern. (In der lokalen Terminologie werden diese als "Fortschicker" bezeichnet.) Diese bestimmten die Preise und vertrieben die Instrumente unter eigenem Marken- und Schutznamen. Der Hersteller selbst blieb anonym (vgl. Kauert 1969, S. 150ff.). Die Instrumente wurden in alle Welt verkauft. Preisdrückerei wirkte sich auf die Qualität der massenhaft produzierten Instrumente negativ aus. Erst ab ca. 1900, mehr noch ab 1920, suchten sich kleinere Handwerksbetriebe verstärkt auch selbständig und von Verlegern unabhängig ihre Kunden.
Martin Jacob kommentierte die Arbeit seines Großvaters resümierend:
"Die Zeit, während der Karl August Jacob den Gitarrenbau betrieb, war für den Musikinstrumentenbau im Musikwinkel (Markneukirchen und Klingenthal) äußerst fruchtbar. So wurde in Klingenthal der Bau von Harmonikas vorangetrieben, und in Markneukirchen entwickelte sich der Bau von Blasinstrumenten sprunghaft. Karl August Jacob arbeitete in dieser technologisch so günstigen Periode erfolgreich mit und trieb den Gitarrenbau materialmäßig, nach der Form und tonlich auf eine hohe Stufe. Seine Instrumente gingen vorzugsweise in den Export nach den USA." (Martin Jacob 1988, S. 1)
4934 | Deckenbeleistung Die Gitarre von Karl August Jacob Inv.-Nr. 4934 weist eine aufwendige und komplizierte Kreuzbeleistung auf. Dies deutet eine intensive Auseinandersetzung mit dem Schwingungsverhalten der Decke hin. Möglicherweise spielen statische Überlegungen im Hinblick auf einen Bezug mit Stahlsaiten eine Rolle. Die Mensurierung lässt jedoch eher auf eine Darm-Besaitung schließen.
Karl August Jacob, Konzertgitarre (Stahlsaitengitarre?), Markneukirchen vor 1918, Inv.-Nr. 4934: Deckenbeleistung
Als Begründer der Kreuzbeleistung gilt Christian Friedrich Martin. Der aus Markneukirchen in die USA ausgewanderte Gitarrenbauer entwickelte dieses System um 1840 bis 1845. Jedoch hatten in dieser Zeit mehrere Gitarrenbauer mit dieser Beleistung experimentiert, beispielsweise D. und A. Roudhloff (London). Der mit Martin befreundete Daniel Schatz baute Gitarren mit X-Beleistung zwischen 1845 und 1851. Eine Gitarre mit einem Zettel von "Schmidt and Maul" aus New York wurde zwischen 1839 und 1858 gebaut. Das Konzept der Kreuzbeleistung lag womöglich in der Luft und wurde von Martin zum Erfolg gebracht (vgl. Gruhn & Carter, S. 18)
Katalog der Handelsfirma Paul Stark, Markneukirchen 1893, S. 147 Katalog der Handelsfirma Paul Stark, Markneukirchen 1893, S. 147:

"Guitarren. Spanisches Modell." 
Katalog Michael Schuster jun., Markneukirchen 1891, S. 18 Katalog der Handelsfirma Michael Schuster jun., Markneukirchen 1891, S. 18:

"Guitarren nach spanischem oder französischem Modell, mit 6 Wirbeln." 
Wo die Form mit dem schmalen Oberbug und dem bauchigen, etwas herunterhängenden Unterbug ihren Ursprung hat, ist nicht ganz klar. Ähnliche Modelle  wie Inv.-Nr. 4934 findet man in mehreren Markneukirchner Handelskatalogen um 1900. In einem Katalog der Handelsfirma Paul Stark wird die Form als spanisches Modell bezeichnet. Im selben Katalog sind Gitarren ähnlicher Form als "Imitation C. F. Martin" abgebildet (vgl. Stark 1893, S. 146ff.) Ian Watchorn erwähnt, daß Martin seine Kreuzbeleistung in Verbindung mit anderen Gestaltungsaspekten, die er von spanischen Gitarren übernahm, entwickelte (Watchorn 1999, S. 7; zu spanischen Instrumenten mit ähnlichen Proportionen (Verhältnis Oberbug – Unterbug, Lage des Mittelbugs), z.T. aber anderer Liniengestaltung siehe "La Guitarra Española" 1991/92). 
Torres-Gitarren: Umrisse Umrisse von Gitarren:

-   Reig, Valencia 1845
-   Martin 1880
-   Stark, um 1893
-   Karl August Jacob
Die Kopfform ist ähnlich gestaltet wie bei den Gitarren von Antonio de Torres. Diese durchaus geläufige Form ist schon im oben genannten Katalog der Firma Paul Stark abgebildet (Katalog Paul Stark 1893, S. 153 und 157). Sie kommt in diesem Katalog allerdings nicht bei den überwiegenden spanischen Modellen vor, sondern bei französischen, englischen und Wiener Modellen. Eine Durchmischung der Stile fand in Markneukirchen durch die vielfältigsten Einflüsse aus vielen Ländern statt. 
Die Gitarre von Karl August Jacob ist nicht datiert und stammt aus dem Nachlaß. Der Zettel wurde von Richard Jacob nach dem Tod seines Vaters nachträglich in das Instrument, das ihm wohl ein wertvolles Erinnerungsstück blieb, eingeklebt. 
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