Gitarren: Beschreibungs- und Katalogisierungsaspekte
 
Prämissen und Festsetzungen für die Beschreibung und Katalogisierung von Gitarren
Modellbezeichnung Bei den Weißgerber-Gitarren zitieren die Bezeichnungen der Modelle die von Richard Jacob selbst bzw. von Martin Jacob in den Werkbeschreibungen verwendeten Namen.
Maße Alle Maßangaben erfolgen in mm. Zollangaben beziehen sich - wenn nicht anders angegeben - auf das sächsische Zollmaß: 1 Zoll = 23,6 mm.
Material Die Materialangaben von Holzarten beruhen auf makroskopischen Beobachtungen. Sie sind weitgehend hypothetisch, bezeichnen also eine bestimmte Richtung oder Ähnlichkeit. Schwer bestimmbare Materialien, insbesondere bei Stegen, Sätteln oder Belegen wurden zusätzlich mit Fragezeichen versehen.
Saiten Angaben zum Saitenmaterial wurden nicht berücksichtigt; über die von Jacob benutzten und möglicherweise bevorzugten Saiten siehe Abschnitt Werkstatt.
Lokalisierungen Lokalisierungen basieren auf der seit Sachs üblichen anthropomorphen Instrumentenbetrachtung: "vorn" = Deckenebene; "links" = von der Hinter- bzw. Untersicht aus gesehen; "unten" bezieht sich immer auf den Korpusboden oder den Unterklotz.
Beschreibungsalgorithmus
Instrument Bezeichnung des Gitarrentyps (Modellbezeichnung)
Provenienz Herstellungsort und -zeit; als Herstellungszeit gilt die Jahreszahl  auf dem Zettel
Signaturen Zettel / Brandstempel
Eigentümer Inventarnummer der Sammlung
Beschreibungsaspekte
Mensuren Gesamtlänge des Instruments (lichte Maße), ohne Endknopf
Saitenmensur: Die Länge der Saite, nach der die Bundeinteilung erfolgte =  doppelter Abstand von Sattel bis zum XII. Bund
Länge der ungegriffenen Saite e1 = Die Mensurlänge plus die korrigierte Länge durch Verschieben des Steges; Angabe nur, wenn abweichend von 0,5 M
Halsmensur = Länge der Saite vom Sattel bis zum Korpusrand (meistens XII. Bund)
Saitenabstand am Obersattel = Abstand von der tiefsten bis zur höchsten Saite (Saitenmitte)
Saitenabstand am Untersattel
Saitenlage am I. Bund = Abstand zwischen der tiefen E-Saitenunterkante und dem Bundstäbchen; Werte in den Klammern geben den Abstand: Bundkante - e1-Saite an. Die Werte wurden an Instrumenten abgenommen auf die wenig oder keine Saitenzugkraft wirkte.
Saitenlage am XII. Bund, gemessen zwischen Bundoberkante und Saite
Höhe der Saiten über der Decke am Steg: Abstand der Saitenunterkante bis zur Decke E-Saite/e1-Saite
Griffbrett Material
Griffbrettform
Griffbrettwölbung; bei gewölbten Griffbrettern Wölbungshöhe am Griffbrettende gemessen
Griffbrettlänge; gemessen von der Sattelkante in der Mitte des Griffbretts bis zum Schallloch (Min.-Wert); bei asymmetrischen Griffbrettern (z.B. Inv.-Nr. 6771) max. Wert
Griffbretthöhe am Obersattel
Griffbretthöhe über der Decke: Höhe der Griffbrettebene über der Decke am Schalllochrand
Griffbrettbreite am Obersattel
Griffbrettbreite am Oktavpunkt
Bundmarkierung
Bünde Bunddraht (in der Regel mit T-Profil)
Breite des Bunddrahtes
Anzahl der Bünde; davon auf Griffbrett und auf Decke
Material (Griffbrett/Decke)
Anbringungsart; in der Regel sind die Bünde in das Griffbrett eingelegt; Holzbünde auf der Decke sind in der Regel angeleimt
Bundlänge und -breite (wenn abweichend von der Griffbrettbreite)
Bundabstände I. bis XX.: Abstand der Sattelkante bis zur Bundstäbchenmitte
Obersattel
Korpus Form
Korpuslänge (= in der Regel XII. Bund bis Korpusende); wenn nicht gesondert ausgewiesen, äußere Korpuslänge
Max. Korpusbreite am Oberbug, gemessen an der Zargenmitte; Lage des Buges; die Lage wird immer von unten (Endklotz-Korpusrand) gemessen
Min. Korpusbreite am Mittelbug, Lage des Buges
Max. Korpusbreite am Unterbug, Lage des Buges
Korpushöhe am Hals: Gemessen senkrecht zur Decke (am Oberbug, am Mittelbug, am Unterbug, am Endklotz); die zweiten Zahlen geben die Werte der linken Seite (Diskant) an
Endknopf
Lackierung
Decke Material
Kehlung der Decke
wenn vorhanden: Deckenüberstand (Mittelwert)
Deckenlänge (Maßangabe mit Rand)
max. Deckenbreite
Schallochdurchmesser, Lage des Schallochs in bezug auf die Korpuslänge
Breite der Schallocheinfassung: Bei ornamentaler Gestaltung gelten max. Werte
Randeinlagen der Decke / Breite der Ränder und Späne
Deckenstärken
Wölbungshöhe der Decke: Messung unterhalb des Steges, quer zur Faserrichtung des Holzes
Deckenbeleistung
Randeinlagen/Zierspäne
Färbung; Beizung
Boden Material
Kehlung
Bodenlänge (einschließlich Bodenwölbung); wenn das Stöckchen in die Maßangabe einbezogen wurde, ist dies vermerkt
Max. Bodenbreite (einschließlich Rand)
Bodenüberstand
Bodenstärke
Wölbungshöhe des Bodens: Querwölbung auf Höhe Mittelbug
Beleistung
Anzahl der Bodenleisten
Randeinlagen, Zierspäne, Dekor
Färbung; Beizung
Zargen Material
Anzahl
Zargenhöhe (= Zargenbreite); immer senkrecht zur Decke gemessen
Zargenhöhe am Oberklotz
Zargenhöhe an der Taille
Zargenhöhe am Unterklotz (Knopf)
Zargenstärke: Angaben gelten für Durchschnittswerte in der Zargenmitte
Randeinlagen an den Zargen / Höhen der Ränder und Späne
Reifchen, Konsolen
Färbung; Beizung
Hals Material
Halslänge (= Abstand zwischen Sattel und Korpusbeginn)
Halsstärke mit Griffbrett am I. Bund; gemessen in der Mitte des Griffbretts zwischen den Bundstäbchen (am VII. Bund / am IX. Bund / am Halsfuß)
Halsbreite oben/unten
Hals-Kopf-Winkel; gemessen an Unterseite von Hals- und Kopf
Stellung des Halses (= Neigungswinkel von Hals und Wirbelbrett)
Hals-Korpus-Verbindung; Richard Jacob verwendete eine gezapfte Hals-Korpus-Verbindung in Schwalbenschwanzform (sog. deutsche Bauweise)
Hals-Kopf-Verbindung
Lackierung
Wirbelkasten /
Wirbelbrett
Form
Größe (= lichte Außenmaße): Kopflänge (bis Sattelkante), max. Kopfbreite und Kopfstärke mit Kopfplatte
Kopfplatte
Gestaltung: Ornamente, Einlagen
Wirbelform; Mechanik
Steg Stegform
Material
Stegmaße (L x B x H); Längenangabe = max. Länge
Stegeinlage
Länge der Stegeinlage
Steghöhe einschließlich Stegeinlage
Steglage in bezug auf Korpuslänge/-proportionen: Abstand von der Stegeinlagenkante bis zum Ende des Korpus (Endklotz, Korpusrand)
Saitenaufhängung: Knüpfsteg oder Steckersteg
Literaturnachweise  
Abbildungen  
Anmerkungen  
 
Abkürzungen
Kl
Dl
Kb
M
Gl
H
B
L
Korpuslänge
Deckenlänge
Korpusbreite
Mensur (= Saitenmensur)
Gesamtlänge
Höhe
Breite
Länge
 
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© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2007