Die Klingenthaler Geigenbauerfamilie Hoyer im 18. und 19. Jahrhundert
Karoline Meinel
Die Geigenbauerfamilie Hoyer nahm im historisch-vogtländischen Geigenbau zu ihrer Zeit eine wichtige Stellung ein. In der Literatur wird Andreas Hoyer I. (*1703), sowie auch sein gleichnamiger Sohn neben Caspar Hopf als einer der besten Geigenmacher Klingenthals genannt. Andreas Hoyer wird oft als Vor- und Lademeister der Geigenmacher-Innung Klingenthal erwähnt. Insbesondere aus dem Innungsbuch und den Kirchenbüchern von Klingenthal ließen sich wichtige Daten und Informationen gewinnen, die den familiengeschichtlichen Hintergrund der Geigenbauerfamilie Hoyer eingehender beleuchten.
Stammbaum der Familie Andreas Hoyer
Violine, Andreas Hoyer, Klingenthal 1750 Violine

Andreas Hoyer
Klingenthal 1750
Signatur: "Andreas Hoyer, Violinmacher in Klingenthal, 1750"
Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal, Inv.-Nr. 2400002
Instrumente von Andreas Hoyer und seinen Söhnen
Instrument Erbauer, Ort, Datum Eigentümer
Violine Andreas Hoyer, Klingenthal 1750 Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal
Viola Andreas Hoyer, Klingenthal 1756 Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen
Viola Andreas Hoyer, Klingenthal 1774 Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal
Violoncello piccolo Andreas Hoyer I., Klingenthal 1739 Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig
Violine Andreas Hoyer II., Klingenthal 1781 Händel-Haus Halle
Violine vermutlich Andreas Hoyer, Klingenthal, ca. 1750 Privatbesitz
Violine vermutlich Andreas Hoyer, Klingenthal Privatbesitz
Violine vermutlich Andreas Hoyer, Klingenthal Privatbesitz
Violino piccolo Johann Friedrich Hoyer, Nürnberg 1783 Privatbesitz
Viola d’amore Johann Friedrich Hoyer, Klingenthal 1773 Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen
Bauweise
Die Geigenbauerfamilie Hoyer baute ihre Instrumente in der traditionellen vogtländischen Bauweise des freien Aufschachtelns und einer Hals-Korpusverbindung, die aus einer Halsfuß-Oberklotz-Einheit bestand. Die Instrumente weisen  besondere Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Gestaltung auf.
Typische Merkmale der Instrumente
Die für die Geigenbauerfamilie Hoyer typischen Merkmale des historisch-vogtländischen Geigenbaues, die allen untersuchten Instrumenten in Abstufungen gemeinsam sind, sind folgende:
- Insbesondere fällt eine Häufung der Verwendung einteiliger Böden auf, auch ist das verwendete Bodenholz vermutlich ausschließlich vogtländischen Ursprungs.
- Bemerkenswert ist weiterhin, dass eine überwiegende Anzahl der Instrumente am Boden mit Holzstiften gestiftet sind.
Andere, den Instrumenten gemeinsame Merkmale beziehen sich auf die Ausführung der Umrisse, die Gestaltung der F-Löcher und der Wölbungen sowie die Art und Tönung des Lackes: So sind zum Beispiel die Umrisse häufig im Oberbugbereich etwas gerade, die Mittelbüge sind ebenfalls häufig gerade, manchmal lang gezogen und in ihren Eckschwüngen (im Mittelbugbereich) eher nach oben bzw. nach unten sanft auslaufend, also nicht stark gerundet.
- Die Wölbungen der Instrumente sind mittelhoch bis sehr hoch gestaltet, und eher voll.
- Die Hohlkehlen sind generell lang gezogen, aber eher flach ausgeführt.
- Markant ist außerdem die Gestaltung des Überganges von Rand und Spaneinlage zur Hohlkehle: Der Span, sofern er eingelegt ist, befindet sich fast noch auf Randhöhe, der tiefste Punkt der Hohlkehle ist also erst nach dem Span (nach innen) versetzt.
- Die F-Löcher haben fast immer einen ziemlich geraden und lang gestreckten Schaft. Auch sind sie oft weiter außen (also näher an den Mittelbügen) eingeschnitten und bilden so eine breitere Brust. Die F-Löcher sind bei allen vermessenen Instrumenten nicht sonderlich symmetrisch, die unteren F-Kugeln sind fast immer unrund. Der Lack ist generell ein Spirituslack, meistens von brauner bis gelblich-brauner Farbe, der Holzgrund ist gelb bis orange angefärbt.
Literatur
Karoline Meinel: Leben und Werk des Klingenthaler Geigenbaumeisters Andreas Hoyer und seiner Söhne im 18. und 19. Jahrhundert, beschrieben am Beispiel ausgewählter Instrumente. Diplomarbeit, Westsächsische Hochschule Zwickau, Studiengang Musikinstrumentenbau Markneukirchen 2007 (Ms.) Die Diplomarbeit untersucht Leben und Werk der Klingenthaler Geigenbauerfamilie Hoyer im Zeitrahmen des 18. und 19. Jahrhunderts.
Eingebettet in den historischen Kontext werden biographische Daten zu Andreas Hoyer I. und zu dessen sechs Söhnen dargestellt. Zugleich werden Aussagen zu den Arbeitsweisen dieser Geigenbauer und zu stilistischen Eigenarten der Instrumente gemacht. Dies basiert auf der Vermessung, der fotographischen Dokumentation und der Beschreibung von zehn Streichinstrumenten. Es folgt eine vergleichende Betrachtung der Instrumente hinsichtlich spezieller Parameter. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit ist außerdem die Dokumentation des Nachbaues einer Violine nach dem Vorbild eines Instrumentes von Andreas Hoyer II., Klingenthal 1781 in historisch-vogtländischer Bauweise.
Projekt Streichinstrumentenbau  |  Bibliographie Geigenbau (bis 1864)
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2007